Die Freiwillige Feuerwehr Forstenried, ehemals zum Bezirksamt München Land gehörig, ist seit 1912 Teil der Stadtfeuerwehr München.
Im Oktober 1872 wurde im Streicherschen Gasthaus zu Forstenried, dem heutigen Alten Wirt, die Freiwillige Feuerwehr Forstenried gegründet.
- Erst 7 Jahre später am 1. Juli 1879 erhielt München seine Berufsfeuerwehr.
Ein Kuriosum stellte der erste Brandeinsatz am 29. April 1876 dar. Die Feuerspritze mit der Schlauchhaspel war in einem Forstamtsstadel untergebracht. Genau dieser Stadel brannte ab. Spritze und Haspel konnten jedoch in Sicherheit gebracht werden.
Von der Gründung 1872 bis zum letzten Eintrag am 22. Juni 1935 waren insgesamt 69 Einsätze zu verzeichnen – davon 15 Waldbrände in den umliegenden Waldgebieten und 19 Brände in Forstenried.
Überlieferte Großbrände:
- 08.1876 Großbrand der Ortschaft Lochham
- 03.1884 80 Tagwerk Wald
- 07.1892 7 Häuser und 4 Scheunen in Solln
- 08.1896 Graaber-Anwesen in Forstenried
- 06.1904 Anwesen des Ökonom Ranhart in Forstenried
- 06.1905 Forstenried – Kressierer-Stadel und Wohnhaus Kaufmann Schmid
- 05.1917 Kiefer-Anwesen durch Blitzschlag
- 11.1929 Anwesen des Ökonom Adam Jakob
Eingemeindung in die Stadt München
Bei der Eingemeindung in die Stadt München 1912 wurde beispielsweise folgende Übergabeliste erstellt.
Die Feuerwehr besteht zur Zeit aus:
- 12 Chargen
- 1 Sanitäter
- 8 Steigern
- 38 Spritzenmännern
- 1 Standartenträger
- 18 Ordnungsmännern
- 3 Hornisten
insgesamt 81 Mann
Feuerlöschanwesen
Die Gemeinde besitzt ein schönes geräumiges, in sehr gut baulichem Zustande erhaltenes Feuerhaus.
An Inventar ist enthalten:
- 1 große aufstehende Leiter
- 1 Dachleiter
- 4 Feuerhacken
- 1 Saugspritze
- 2 Standarten mit Laterne
- 1 Schlauchhaspel
- 200 m Schläuche
- 100 Helme
- 100 Gurte
- 2 kleine Handspritzen
- 1 Requisitenkasten
- 1 große mechanische Aufstell- und Schiebeleiter
Die vermutlich einzig sichere Einnahmequelle damals war die im Feuerhaus untergebrachte Gemeindewaage. Pro Zentner wurden 3 Pfennig und pro Stück Vieh 20 Pfennig Gebühr verlangt.
1927 wurde die bisher benutzte Feuerwehrspritze und die fahrbare Leiter von der Stadtgemeinde München gegen eine moderne Motorsaugdruckspritze mit Mannschaftswagen und Schlauchhaspel und einer hohen Stehleiter von der Firma Magirus, Ulm, umgetauscht. Alte oder nicht mehr benötigte Ausrüstungsgegenstände wurden schon damals versteigert oder an andere Landfeuerwehren verkauft. Ein großer Teil der Mannschaft erhielt zu diesem Zeitpunkt Uniformröcke.
Am 1. Juli 1935 wurde die Freiwillige Feuerwehr Forstenried aufgelöst. Im Dritten Reich waren sämtliche Feuerwehren Verboten und wurden durch eine militärische Organisation mit Polizeilichen Befugnissen (Feuerpolizei) ersetzt.
Damit wird die Geschichte der Forstenrieder Wehr nach 63 Jahren für 10 Jahre unterbrochen. Erst nach Kriegsende 1945 wurde in Forstenried wieder eine Freiwillige Feuerwehr gegründet.
In diesen 63 Jahren sind als Vorstände der Freiwilligen Feuerwehr Forstenried erwähnt:
Als Kommandanten waren im Einsatz:
In einem Brief des letzten Schriftführers, Oswald Häusler, ist zu dieser Zeit festgehalten:
Der wichtigste Punkt der Versammlung war die Mitteilung, daß durch Oberkommandoverfügung vom April 1935 der bisherige Kommandant Hans Pollinger zufolge Krankheit seiner Dienstleistung enthoben und als neuer Kommandant der bisherigen Spritzenzugführer Georg Sperr mit der Führung Abteilung 7 betraut wurde. Kamerad Pollinger wurde in Anerkennung seiner 10 jährigen treuen Mitgliedschaft als Kommandant und Abteilungsführer der FF Forstenried zum Ehrenkommandanten der Abteilung 7 ernannt. Weiter verlas Führer Sperr die Verfügung des Oberkommandos, dass ab 1. Juli 1935 die Freiwillige Feuerwehr München Forstenried Abteilung 7 nicht bloß als Wehr für sich, auch als eigener, für sich bestehender Verein, durch Beschluss der obersten staatlichen Aufsichtsbehörde und unter Einreihung in die Gesamtfeuerwehr München fortan den Namen Halblöschzug 7 München zu führen hat.”
Hiermit ist die Chronik der 1872 als eigener Verein und selbständige Organisation gegründeten und am 1. Juli 1935 aufgelösten Feuerwehr Forstenried zum Abschluss gebracht.
München Forstenried, 1. August 1935
Häusler Oswald
letzter Schriftführer" (Zitat Ende)
Über die zahlreichen Einsätze der Forstenrieder Feuerwehr bei den 66 Luftangriffen auf München und 2 direkten Angriffen auf Forstenried liegen keine Aufzeichnungen mehr vor. Auch konnten keine Zeitzeugen zu diesen Geschehnissen befragt werden. Die nächsten Daten zur Geschichte der Feuerwehr Forstenried stammen erst wieder aus dem Jahre 1945, als nach Kriegsende, mit der Neugründung einer Feuerwehr ein neuer Anfang gemacht wurde.
Im Jahr 1954 wurde Ludwig Piehler zum Löschgruppenführer gewählt. Ludwig Piehler hatte dieses Amt bis zu seiner Beförderung zum Bereichsführer Süd 1968 inne. Unter seiner Führung begann der neue Aufschwung der Abteilung Forstenried.
Die Zahl der Einsätze nahm zu Beginn der sechziger Jahre durch den Bau der Trabantenstädte Fürstenried West und - Ost und Neuforstenried, sowie durch den Ausbau der Olympiastraße und der Nutzung des Forstenrieder Parks als großstädtliches Erholungsgebiet erheblich zu. Gegen Ende der siebziger Jahre verdoppelt sich die Zahl der Einsätze nochmals innerhalb von rund drei Jahren auf 50 bis 60 Alarmierungen pro Jahr. Seit dieser Zeit können die Forstenrieder Feuerwehrjünger damit rechnen, dass sie im Durchschnitt pro Woche etwas mehr als einmal zu einem Alarm gerufen werden.
Die Nachfolge von Ludwig Piehler als Löschgruppenführer übernahm Herbert Derzbach. Unter seiner Führung konnte die Freiwillige Feuerwehr Forstenried 1972 ihr 100 Jähriges Gründungsjubiläum in feierlichem Rahmen begehen. Zwei weitere Besonderheiten im Jahre 1972 waren die Einführung der stillen Alarmierung und die Abstellung einer tagsüber ständig einsatzbereiten Wehrmannschaft anlässlich der Olympischen Spiele in München.
Auch auf dem Gebiet der Ausbildung tat sich in dieser Zeit einiges. Das komplette Ausbildungsspektrum der Freiwilligen Feuerwehr musste den gestiegenen Anforderungen an eine Großstadtfeuerwehr angepasst werden. Ein echter Meilenstein war dabei die Einführung des schweren Atemschutzes bei der Freiwilligen Feuerwehr. Damit änderte sich auf einen Schlag der Charakter und das Gefahrenpotential bei Einsätzen. Die Aufnahme von technischen Hilfsmitteln und die Ausbildung in Erster Hilfe rundeten die Ausbildung ab. Damit steht seit dieser Zeit der Berufsfeuerwehr ein nahezu gleichwertiger Partner in Funktion und Geschwindigkeit zur Seite.
Bedenkt man, dass die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr von Zuhause oder tagsüber von ihrem Arbeitsplatz weg ausrücken dann kann man bei einer durchschnittlichen Ausrückzeit von drei bis vier Minuten (Zahlen 1997), in der das erste Fahrzeug das Gerätehaus verlässt, mit voller Berechtigung den Spruch “schneller als die Feuerwehr” anwenden. Je nach Einsatzort kompensieren dann die kürzeren Anfahrtswege, im Vergleich zur Berufsfeuerwehr, oftmals deren Zeitvorteil. Für Forstenried sind das die Kollegen der Feuerwache 2 am Ratzinger Platz, in Obersendling.
In den Jahren 1973 und 1974 war Frank Krämer als Löschgruppenführer tätig. Nach seinem Rücktritt wählte die Mannschaft der Abteilung Forstenried Franz Schmid zum neuen Abteilungsführer.